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Rückbau der Kirche in Oberwildflecken ist beendet.

10.09.2014

Als die neu gebaute Kirche „St. Kilian und St. Jakobus“ in Oberwildflecken  1966 vom damaligen  Weihbischof Alfons Kempf geweiht wurde, hat niemand der Teilnehmer geahnt, dass das schmucke Gotteshaus noch vor seinem 50.-zigsten Geburtstag abgerissen werden wird. Die mit dem  Rückbau beauftragte Firma Kerscher aus Hunderdorf hat ihren Auftrag zwischenzeitlich erfüllt.

Sechs Jahre hatte der damalige Pfarrer und spätere Ehrenbürger von Wildflecken, Otto Denk, um eine Kirche in Oberwildflecken, kämpfen müssen. Viele Gespräche waren unter anderem mit der örtlichen Standortverwaltung und der Wehrbereichsverwaltung in München notwendig, berichtete Pfarrer Denk bei der Einweihungsfeier des Gotteshauses.

Nach einer Bauzeit von zwei Jahren war es schließlich 1966 so weit, dass die Kirchweihe erfolgen konnte.

Ein Neubau war dringend notwendig, da die Gottesdienste jahrelang in einem zur Notkirche umgestalteten Raum gefeiert wurden. Der Neubau der Kirche wurde auf den Fundamenten und Mauerresten eines Gebäudes der ehemaligen Munitionsanstalt (Muna) durch die Firma Edwin Abert aus Oberweissenbrunn errichtet. Die Pläne dazu stammten von dem Schweinfurter Architekten Emil Mai. Von ihm wurden auch die Entwürfe für die aus Eichenholz hergestellten Kirchenbänke gefertigt. Eine architektonische Besonderheit der Kirche war das spitze Kirchenschiff ohne Zwischendecke mit einer Höhe von ca. 15 Metern. Der Kirchenraum war für rund 500 Besucher ausgelegt. Eine interessante Lösung fand der Architekt auch für die Konstruktion der Empore als Standort der Orgel. Altar, Ambo und Sakramentshaus  wurden aus fränkischem Muschelkalk gefertigt. Die Baukosten der Kirche haben nach Mitteilung von Pfarrer Denk bei der Einweihungsfeier 600.000 D-Mark betragen. Der Bund hat sich mit einem Zuschuss von  ca. 50 Prozent beteiligt,  da die Kirche auch von den damals in der Rhönkaserne Oberwildflecken stationierten Bundeswehreinheiten bei ihren feierlichen Vereidigungen der „Rekruten“ und anderen Veranstaltungen als Militärkirche in dieser Größe benötigt wurde.

Wie Pfarrer Florian Judmann bei der Profanierung der Kirche im vergangenen Jahr mitteilte, wurde bewusst auf einen großen Festgottesdienst für dieses Ritual verzichtet, da das Betreten der Kirche nur noch auf eigene Gefahr möglich war. Die Reliquien, die aus dem Altar entnommenen wurden, sind zunächst im „Bischofshaus“ in Würzburg aufbewahrt.  Ob sie oder neue Reliquien in der geplanten neuen Kapelle  wieder eine Heimat finden, ist noch offen. Wie schon mehrfach berichtet, ist an Stelle der zurückgebauten Kirche, der Neubau einer kleineren Kapelle, die etwa 50 Sitzplätze haben soll, geplant. Die Planung, Kostenschätzung und Finanzierung werden derzeit von der Diözese erstellt. Sobald diese Unterlagen vorliegen, wird sich die Kirchverwaltung damit befassen, bevor sie der Gemeinde bzw. dem Landratsamt zur Genehmigung vorgelegt werden. Es ist der Wunsch des Pfarrers und der Kirchenverwaltung,

dass mit dem Neubau zeitnah begonnen wird.

Gegenstände aus der ehemaligen Kirche, die in der künftigen Kapelle nicht benötigt werden bzw. nicht passend sind, werden an andere Kirchen weitergegeben. Die Orgel soll gegen eine kleinere getauscht werden. Die drei Kirchenglocken, die  „St. Kilian“, „St. Jakobus“, „St. Josef“ und der „Jungfrau Maria“ geweiht sind, werden wahrscheinlich künftig wieder die Gläubigen zum Gottesdienstbesuch in die neue Kapelle rufen. Eine der Glocken stammt aus der Kirche der abgesiedelten Ortschaft Reußendorf. Eine weitere wurde vom Unternehmer Anton Kunert gestiftet. Gegossen wurden sie in der Glockengießerei Rudolf Perner, in Passau. Die von Regina Neisser gestiftete Mutter-Gottes-Statue und die im Eingangsbereich stehende Pieta werden ebenfalls in der neuen Kirche wieder ihren Platz finden. Ob der große Taufstein in die Kapelle integriert  werden kann, ist noch offen. Nicht „gerettet“ werden konnte leider das über die gesamte Giebelwand reichende Altargemälde, das Jesus und die zwölf Apostel beim Abendmahl zeigte. Im Mittelpunkt des Gemäldes war Jesus in hellen Farben, Judas dagegen in dunklen dargestellt. Das Gemälde stammte von dem 1993 verstorbenen  Kunstmaler Willi Götz aus Rimbach bei Gerolzhofen. Vom Altargemälde und allen weiteren sakralen Gegenstände wurden im Auftrag der Gemeinde vor dem Rückbau professionelle Fotos für das Gemeindearchiv erstellt.

Trotz aller Bemühungen war der Unterhalt der Kirche von der Pfarrgemeinde auch wegen den ständig steigenden Heizkosten und die anstehenden Kosten für eine umfangreiche Renovierung  nicht mehr von der Kirchengemeinde aufzubringen.

Nach jahrelangen Überlegungen haben sich Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat dann 2011 schweren Herzens (auch aus bautechnischen Gründen) entschieden, das Gotteshaus zu schließen. Die enormen Heizkosten die ins Uferlose gingen, und erheblichen Renovierungskosten, die nötig geworden waren, waren schließlich die Hauptgründe, dass die Kirche seit 2005  in den Wintermonaten geschlossen wurde. Seit dieser Zeit werden die Gottesdienste im nahe gelegenen ehemaligen Schulungsraum der „Euroschulen“ gefeiert. Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Gemeinde und wurde von der Kirche in den Wintermonaten angemietet.

Auf diese schwierigen, nicht länger zumutbaren Umstände wurde Bischof Fiedhelm Hofmann 2008 bei seinem Besuch der Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund von Vertretern der Kirche, und Landrat Thomas Bold 2011 bei einer offiziellen Gemeindebesichtigung vom damaligen Bürgermeister Alfred Schrenk und der ehemaligen Gemeindereferentin Claudia Annon eingehend informiert. Alle waren der Meinung, dass hier dringend Änderungen notwendig sind.

Nach dem Abzug der Bundeswehr 1995 aus der Rhönkaserne war das Gotteshaus für die kleine Oberwildfleckner Gemeinde viel zu groß. Vom Pfarrgemeinderat  wurde immer wieder, mehr oder weniger erfolgreich versucht, die Kirche auch für andere Projekte zu nutzen. So war sie ökumenischer Versammlungsraum, Anlaufpunkt in den Zeiten der Aussiedleransiedlung und ein Ort für große Anlässe wie Erstkommunion, Konfirmation, Firmung, Hochzeiten, Christmetten und Primizfeiern. In der ersten Phase der Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund war sie als größtes Kirchengebäude auch Mittelpunkt des pastoralen und liturgischen Lebens. Auch zu kulturellen Veranstaltungen wurde die Kirche genutzt. Es gab selbst Überlegungen, in der Kirche neben anderweitigen Nutzungsmöglichkeiten eine Urnenbegräbnisstätte unterzubringen um das Fortbestehen des Gebäudes weiter zu sichern.  Dazu dienten auch die verschiedenen Umgestaltungen der letzten Jahre im Innenbereich des Gotteshauses, welche liturgische Feiern mit unterschiedlichen Gemeinden ermöglicht hatten.

Das freiwerdende Kirchen- und das anschließende Kindergartengrundstück wurden in der Zwischenzeit der Gemeinde überlassen, um ihr die Möglichkeit zu geben, an diesem Ort ihre Pläne zur Schaffung eines Ortsmittelpunktes verwirklichen zu können.

 Die Neugestaltung der Freifläche ist ein Projekt der Gemeinde, das durch die Bundesrepublik im Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Stadtumbau West“ und durch den Freistatt Bayern im Rahmen von „Aufbruch Bayern“ gefördert wird. Auch die Kirche beteiligt sich an den Abbruchkosten als sogenannter Drittmittelgeber.

 

An der Neugestaltung des Projektes Bürgerpark mit Abbruch Kirche und Kindergartengebäude im Ortsteil Oberwildlecken sind beteiligt:

Bauherr: Markt Wildflecken

Bauleitung Abbruch/Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination:

Architekturbüro Michael Kirchner Dipl.Ing (FH) M.Eng., Wildflecken

Statik: Ingenieur-Büro Glatt und Wolf, Bad Kissingen

Ausführendes Unternehmen: Abbruchunternehmen Hermann Kerscher, Hunderdorf.

Planung und Bauleitung der Freiflächengestaltung: arc.grün, gmbh.i.gr.

Landschaftsarchitekten, stadtplaner gmbh.i.gr., Kitzingen

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